Koji Iyama
Hier, irgendwo in Tokyo, lebt und arbeitet Koji Iyama. Und ich werde ihn treffen. Endlich, denn Termine sind
schwer zu bekommen, da er ein sehr gefragter Designer ist.
Es sind aufregende Tage in Japan. Ich bin in Tokyo und werde ihn treffen. Den Designer aller mt masking tapes. Er ist 49 Jahre, heißt Koji Iyama und ist Art Director. Geboren wurde er in der Nähe des Mount Fuji, studierte später Design in Tokyo - wo er auch seine Frau und Grafikdesignerin Yoshiko Akao traf - um später seine Agentur „Iyamadesign“ zu gründen.
Ich nehme die U-Bahn, um zu seinem Büro zu fahren. Tokyo ist riesig, sehr geschäftig und überall, wo ich hinsehe, gibt es tausende Lichter. Verkaufsautomaten, Rolltreppen und diverse Lautsprecher - alles „spricht“ zu mir. Als ich meinen Zielbahnhof erreiche, betrete ich allerdings eine kleine stille Oase, einen netten Platz mit hübschen, ruhigen Geschäften. Mein kurzer Weg führt durch eine Grünanlage, vorbei an einer Universität. Auch das gibt es in dieser schrillen Metropole, die sonst so voller Superlative steckt.
Da ist es. Ein kleines Haus mit Anziehungskraft. Zweiter Stock, in Deutschland würde man vom ersten Stock sprechen…, aber Koji Iyama fängt mich im Treppenhaus lachend ein.
Das Büro ist strukturiert, ohne Schnick-Schnack und riecht gut (ein Aroma-Diffuser verströmt einen leichten Duft). Ich zähle fünf Mitarbeiter, neben Koji und seiner Frau Yoshiko. Nach der sehr freundschaftlichen und fröhlichen Begrüßung sitzen wir mit einer guten Tasse am Tisch und beginnen das Interview:
Koji Iyama mit seiner Frau Yoshiko.
Koji, wie kommt es, das du die mt masking tapes designst?
Koji: Die Geschichte begann mit drei Frauen, die an die Türen von Kamoi klopften, und um eine Führung durch die Fabrik baten. Sie planten damals eine Ausstellung zu „masking tapes“ und wollten diese mit Hintergrundinformationen zum Herstellungsprozess bereichern. Eins kam zum anderen, Kamoi entschied, masking tapes als „Zakka“*-Artikel zu produzieren. Das war der Beginn der „mt masking tapes“. Die drei Frauen übermittelten Kamoi ihre Farbwünsche, die sie gerne produziert haben wollten und eine von ihnen designte einen Prototyp für die Verpackung und das Logo. Als sie aus familiären Gründen ausschied, suchte Kamoi nach einem Designer. Da die Frauen aus unserem Bekanntenkreis sind, stellte uns ein Freund bei Kamoi vor. Und hier - sind wir noch immer.
(* als „Zakka“ bezeichnet man kleine, günstige Dinge, die das Leben fröhlicher und angenehmer machen)
Wie viele Designs hast du bisher kreiert?
Koji: Oh, so einige Tausend vielleicht. Es gibt ja nicht nur die, die man aus dem Katalog kennt. Ich mache auch die speziellen, wie beispielsweise die „Limited Editions“ für die „mt ex“-Ausstellungen.
Erzähl mir bitte von den mt ex Events. Wer organisiert sie?
Koji: Wir schauen immer nach einem interessanten Ort, um diese durchzuführen. Ich prüfe, ob die Location, die ‚Erscheinung‘ und die Größe zu einer mt ex- Ausstellung passen. Und vor der Eröffnung gibt es drei wichtige Schritte für mich: Zuallererst gehe ich zur Location und sehe mich dort intensiv um. Vielleicht gibt es auch eine Historie, die ich beachten kann, was zeichnet den Ort aus? Ich versuche dort ein Gefühl für die Besonderheiten und den Character des Ortes und seines Umfeldes zu bekommen. Sobald ich eine Idee habe, beginnt der Design-Prozess - zweiter Schritt. Das beinhaltet das Designen der Location selbst und das Präsentieren des Umfeldes, sowie das Designen der „Limited Editions“, in Bezug auf das Event.
So ist jede mt ex-Ausstellung ein ganz individuelles, einmaliges Event?
Koji: Ja! Jeder Platz hat seine eigene Geschichte. Ich versuche teil seiner fortlaufenden Geschichte zu sein. So ist jede mt ex Ausstellung einzigartig.
Manchmal spiele ich mit Licht und Schatten, manchmal kreiere ich etwas sehr farbenfrohes, es kann mal verspielt, mal cool sein. Es ist eine Interaktion zwischen Location und dem Design für mt masking tape. Und es ist ebenso der Versuch, mt masking tape in eine etablierte Location einzubetten.
Koji Iyama mit einem mt-Flugzeug, das er für eine Austellung entwarf.
Und der dritte Schritt?
Koji: ... die fertig ausgestattete Ausstellung besonders sorgfältig zu überprüfen. Ich bin überzeugt, der „finale Touch“ ist wichtig, um einem Event das gewisse Etwas, „das Wow“, zu verleihen. Es ist immer ein aufregender Moment, wenn sich die Türen öffnen und das Publikum eintritt. Es ist wie die Präsentation einer Bühnenshow.
Einige Mailings zu den mt ex- Events liegen fein säuberlich auf einem Regal.
Woher nimmst du deine Inspirationen? Speziell für das Design der mt masking tapes?
Yoshiko: Koji ist ein „Input-Mann“. Er denkt und handelt wahnsinnig schnell und kreiert immerzu in seinem Kopf.
Koji: Oh, überall, wo ich gehe und stehe. Ich betrachte etwas und plötzlich stelle ich mir vor, wie es auf einem Streifen mt masking tape aussehen könnte. Alles kann mich inspirieren. Der Dampf einer Tasse Kaffee, krabbelnde Ameisen auf einer Mauer oder Wolken im Himmel…
Klingt gut, aber auch ein wenig anstrengend… wie entspannst du?
Koji: Ich gehe zwei bis dreimal die Woche joggen. Joggen hilft mir, meine Gedanken anzukurbeln.
In Tokyo?!?
Koji: Sicher! (lacht) Rund ums Büro gibt es gute Strecken...
Wie lange im Voraus werden die neuen mt masking tape Kollektionen kreiert?
Koji: Gerade vor ein paar Tagen haben wir die Daten für die Sommerkollektion 2017 an Kamoi gesandt.
In Europa waren die Leute verrückt nach den "mt pastells" 2016.
Koji: Echt? Danke. Das freut mich.
Welches ist dein Lieblings-mt masking tape? Und wofür benutzt du sie am meisten?
Koji: (denkt eine Weile nach) Vielleicht das „black stripes“. Ich mag die einfachen mt masking tapes wie beispielsweise die Basisfarben oder die Streifen (mt border). Ich nutze sie im Büro meist, um Papiere und Poster an der Wand zu befestigen. Und ja, für alles andere…
Die Schubladen bei Iyamadesign sind gut mit mt masking tapes gefüllt.
Was zeichnet mt masking tapes in deinen Augen besonders aus?
Koji und Yoshiko antworten mit dieser Geschichte: Wir haben Freunde, die vor sieben Monaten von dem schlimmen Erdbeben in Kumamoto, Japan, betroffen waren. Sie betrieben ein Restaurant, das vom Erdbeben schwer getroffen und zerstört wurde. Unsere Freunde entschieden, wegzuziehen und etwas völlig anderes zu machen. Es war ein schlimmer Tag für sie, als sie zu ihrem zerstörten Restaurant gingen, um nach ihren Sachen zu sehen. Sie begannen, aufzuräumen und fischten aus den Trümmern die Dinge, die noch zu gebrauchen oder zu verkaufen waren. So fanden sie etwas Geschirr, Tabletts und so weiter. Um die Dinge zu schützen, verpackten sie diese in Papier und benutzten mt masking tape, um alles zusammenzuhalten. Und während sie mt masking tape benutzen, stellten sie fest, das - obwohl in diesem traurigen Moment - sie Freude hatten, mt masking tape zu benutzen. Das farbenfrohe mt bescherte ihnen etwas Freude… Dies hat uns sehr berührt.
Für einen Moment sind wir still, dankbar für alle, die überlebt haben.
Koji, was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen? Drei Dinge…
Yoshiko: „Sein Handy ! !“
Koji: Ich würde mitnehmen... ja, ... mein Handy (lächelt).
Beim Umsehen hier, gibt es viele Designbücher in eurem Büro, Arbeiten… und echt viele Auszeichnungen, die du bekommen hast! Welche Auszeichnung bedeutet dir am meisten?
Koji: „The black pencil“. Aber jede Auszeichnung bedeutet mir viel. Es ist eine Anerkennung für meine Arbeiten.
(Koji Iyama hat den "Black Pencil" für seine hängende Installation "mt ex 2015" erhalten, wo er die gesamte Ausstellungsfläche mit rund 80.000 mt masking tapes abhing (wir berichteten). Der "Black Pencil" war die höchste Auszeichnung der "D & AD" 2016. http://bit.ly/1TudIIb )
Was ist dein laufendes Projekt?
Koji: Gerade hier in Tokyo. Die mt ex- Ausstellung „mt ex CLASKA“.
Das schaue ich mir gleich nachher persönlich an! Vielen Dank für das Gespräch!
Bericht und Interview:
Kerstin Schiemenz, hier im Gespräch mit Koji Iyama
Nach dem Interview habe ich mir die Ausstellung „mt ex CLASKA“ direkt angeschaut. Und - wow! - wieder eine absolute Überraschung: Koji Iyama hat dieses Mal mt masking tape Rollen unterschiedlicher Größen zu Säulen aufgebaut ! Hier ein paar Eindrücke in Fotos: